Das Foto, das Sie sehen, ist sehr berühmt. 1974 erhielt die Fotografin der Nachrichtenagentur Associated Press Slava Veder für dieses Foto den renommierten Pulitzer-Preis. Auf dem Foto sehen wir einen amerikanischen Piloten, der aus vietnamesischer Gefangenschaft nach Hause zurückkehrt, wo er fünfeinhalb Jahre verbracht hat.

Die älteste Tochter (15) läuft zu ihm, hinter ihr laufen seine Söhne (14, 12) und danach noch die jüngste Tochter, die elf Jahre alt ist. Und natürlich seine schöne Frau, die sich dem Mann lächelnd nähert. Aber vor drei Tagen erhielt ihr 39-jähriger Ehemann einen Brief von ihr, in dem stand: Alles ist vorbei, sie müssen sich scheiden lassen.

„Ich habe mich verändert und bin endlich erwachsen geworden. Bob, es scheint mir, dass du tief in dir verstehst, dass es zwischen uns nicht klappt. Das Leben ist zu kurz. Ich liebe dich – wir alle lieben dich, aber du musst dich daran erinnern, wie schlimm es uns zusammen war. Es ist nicht deine Schuld, wir passen einfach nicht zusammen …
Wir sind sehr stolz auf dich. Jeden Tag beteten die Kinder und ich um deine Rückkehr. Überall im Haus sind deine Fotos und Auszeichnungen zu sehen. Ich habe alles getan, damit die Kinder ihren Vater nicht vergessen. Ich würde dich gerne bei deiner Rückkehr treffen, aber ich werde verstehen, falls du mir absagen wirst“.

Hier ist nur ein Teil des in den Zeitungen zitierten Briefes. Der Pilot heißt Robert Sterm und seine schöne Frau ist Loretta. Sie heiratete ihn mit 19 Jahren. Sie liebten einender, stritten sich aber auch. Sie hatten vier gemeinsame Kinder und hatten nicht vor, sich scheiden zu lassen.

Und dann brach der Krieg in Vietnam aus und am 27. Oktober 1967 wurde ein von Robert pilotierter Bombenflugzeug über Hanoi abgeschossen. Robert katapultierte sich und geriet in Gefangenschaft, wo es ihm gar nicht leicht ging. Man ließ ihn erst am 14. März 1973 frei, als die Amerikaner Vietnam verließen.

Dann flog Robert Sterm nach Hause. Die Soldaten hatten einen Zwischenstopp an einer Station auf den Philippinen, der nötig war, um eine Pause einzulegen und die notwendigen bürokratischen Nuancen zu erledigen. Dort bekam Robert Abschiedsbrief von seiner Frau. Es war ein schwerer Schlag für ihn. Er war in Gefangenschaft und dachte an Kinder und seine geliebte Frau. Vielleicht hatten sie Schwierigkeiten in der Beziehung, aber der Mann dachte: Alles ist reparabel. Es stellte sich aber heraus, dass er sich irrte.

Fast unmittelbar nach der Rückkehr, begann der Scheidungsprozess. Er war lang und schwierig. Sterm stellte fest, dass seine Frau ungefähr ein Jahr nach seiner Gefangennahme mit anderen Männern zusammen war. Bis zu seiner Rückkehr erhielt sie drei Anträge. Vor Kindern hielt die Frau alles geheim.

In dem Rechtsstreit unterlag Robert. Die Ex-Frau erhielt das Haus, das Auto, 300 Dollar monatlichen Unterhalt und mehr als 40% der Militärrente, die ihrem Mann gewährt wurde.

Deshalb hat Robert in seinem Haus nie ein berühmtes Foto an die Wand gehängt, auf dem seine Familie ihn auf einer Militärbasis in Kalifornien trifft. Das war wegen Loretta.

Beide heirateten sich neu innerhalb von sechs Monaten nach der offiziellen Scheidung. Das Leben ging weiter. Robert erzählte über seine Ex in den Medien, doch sie weigerte etwas zu kommentieren.

Ein Enkel von dem geschiedenen Ehepaar erzählte, dass Loretta mehr als fünf Jahre lang nicht wusste, was mit ihrem Ehemann passiert war. Ob er starb, oder ob in Gefangenschaft war. Die Familie lebte dank der staatlichen Rente und der Frau war es schwer mit vier Kindern alles alleine zu erledigen. Als sie dachte, dass ihr Mann niemals zurückkehren würde, beschloss sie, weiterzugehen.

Loretta starb im Jahr 2010 an Krebs. Robert lebt noch, er ist hoch in den Achtzig. Seine Ehe mit Loretta war nicht perfekt, aber das berühmte Foto ist in das historische Geschehen eingeordnet. Und das Foto ist ein Symbol dafür, dass die Familie warten wird, egal welche Schwierigkeiten auf ihr Schicksal fallen.

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