Die Herbstspitze der SARS-CoV-2-Epidemie droht sich in Deutschland weiter auszubreiten als im vergangenen Frühling. Aber die Regierung will eine weitere Abriegelung um jeden Preis vermeiden.
Die Zahl positiver Tests auf das Coronavirus nimmt in Deutschland rasch zu.
Die zweite Welle des Coronavirus droht deutlich höher zu werden als die erste Welle, die im März und April Deutschland überbrach. Die Prioritäten der deutschen Regierung sind nun, die Wirtschaft am Laufen zu halten und Schulen und Universitäten offen zu halten.
Alarmierende Zahlen der Infizierten
Am Morgen dieses Tages meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) eine Zunahme von 2467 mit Coronavirus infizierten Menschen in Deutschland pro Tag. Das ist deutlich weniger als die Zahl der Infizierten am Sonntag (3487) und Samstag (4721). Aber wir sprechen nicht von einem Rückgang der Epidemie.
Virologe: Deutschland liegt zwei Wochen hinter Frankreich
Die Viruswissenschaftlerin Melanie Brinkmann schlägt Alarm: "Das Problem ist, dass wir immer zu spät kommen. Die 4,7 Tausend neuen Patienten mit bestätigter Infektion, die am Samstag bekannt wurden, wurden doch vor 7-10 Tagen infiziert.
Brinkmann rechnet damit, dass Deutschland sehr bald die Obergrenze von 10.000 Neuinfektionen pro Tag durchbrechen wird. Und Frankreich, wo kürzlich an einem Tag mehr als 18.000 Neuinfektionen registriert wurden, hinkt Deutschland nach Angaben des Virologen nur zwei Wochen hinterher.
Die deutsche Regierung ist über das neue Ausmaß der Epidemie besorgt
"Die epidemiologische Situation in Deutschland ist ernst, denn fast überall registrieren wir eine steigende Zahl von Infizierten", beschrieb der offizielle Vertreter von Bundeskanzler Steffen Seibert die Situation. Und er fügte hinzu, dass die zweite Welle des Coronavirus erst jetzt begonnen habe.
Tatsächlich ist die Situation in 28 Städten und Landkreisen Deutschlands bereits kritisch, darunter drei der vier Millionenstädte Berlin, München und Köln. Bislang hält nur Hamburg mit 28,9 Infektionen pro 100.000 Einwohner pro Woche durch.
Die Prioritäten der Kanzlerin: Wirtschaft und Kinder
Von der Zentralregierung wurden jedoch keine dringenden Maßnahmen ergriffen. Am Mittwoch, 14. Oktober, wird die Bundeskanzlerin zu einem regelmäßigen Treffen mit den für Gesundheitsfragen zuständigen Ministerpräsidenten der Bundesländer zusammenkommen.
In Bezug auf die Prioritäten des Kanzlers sagte Steffen Seibert, die erste sei, unsere Wirtschaft so weit wie möglich wieder zum Funktionieren zu bringen, da Arbeitsplätze und unser Wohlstand davon abhängen.
Und eine weitere gleichwertige Priorität besteht darin, unseren Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, eine Ausbildung zu erhalten, um zu vermeiden, dass es - wie im Frühling - überall wieder zu totalen Schulschließungen kommt.
Anti-epidemiologische Maßnahmen der Landbehörden
Das Spektrum der antiepidemiologischen Maßnahmen, die heute von den deutschen Landesbehörden ergriffen werden, ist sehr breit und vielfältig. In Thüringen zum Beispiel gibt es praktisch keine Einschränkungen.
In einer Reihe anderer Bundesstaaten sind Besucher aus Städten oder Regionen mit einem erhöhten Risiko gezwungen, frische negative Coronavirus-Tests aufweisen. Nur unter dieser Bedingung dürfen sie in Hotels übernachten.
In Bayern werden Bußgelder für die Umgehung der Verpflichtung zum Tragen einer Schutzmaske an vorgeschriebenen Orten erhoben, und es ist verboten, sich zu Hause oder an öffentlichen Orten in Gruppen von mehr als 10 Personen zu versammeln.
Und in Nordrhein-Westfalen dürfen nicht mehr als fünf Personen, die nicht unter demselben Dach wohnen, zusammenkommen.
Quelle: dw.com
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