Die COVID-19-Epidemie in China ist schnell zu einer echten Pandemie geworden, mit strengen Quarantänemaßnahmen und Grenzschließungen. Ein Professor der Abteilung für Mikrobiologie erzählt, wie gefährlich das Coronavirus ist.

Der Autor des Virologie-Lehrbuchs, Doktor der biologischen Wissenschaften und Professor beantwortete in einem Interview die wichtigsten Fragen zum Thema Coronavirus: lohnt es sich Sorgen wegen Coronavirus zu machen, was ist der Unterschied zwischen Coronavirus und Grippe, und wann die Inzidenz des Coronavirus abnimmt?

Was ist das Coronavirus SARS-CoV-2?

Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist eines der Mitglieder der Coronavirus-Familie. Das COVID-19 ist keine Pest, keine Pocken, keine Masern und nicht einmal eine Pneumonie, Ausbruch, der 2002 durch ein anderes Coronavirus verursacht wurde. Das aktuelle Virus tötet, wie jedes Virus töten sollte, aber es tötet nur mäßig.

So viele Menschen auf der Welt sterben jeden Tag an Tuberkulose oder Malaria, wie sie bisher (etwas mehr als drei Monate) an COVID-19 gestorben sind. Es ist nur so, dass wir diese Zahlen nicht verfolgen.

Es ist also fast wie eine Grippe?

Das SARS-CoV-2-Virus ist leider infektiöser als die Grippe, aber weniger infektiös als Mumps, Röteln oder Masern. Es ist wichtig zu sagen, dass das Coronavirus überhaupt nicht wie das Grippevirus aussieht, und deshalb wird es die Menschheit nicht für Jahre und Jahrzehnte in Quarantäne halten.

Coronaviren haben keine Besonderheiten und Mechanismen, die die hohe Variabilität als Grippeviren gewährleisten.Sie folgen wahrscheinlich dem üblichen Weg solcher Infektionen: Je länger sie bei einer Person sind, desto milder werden die Symptome sein, neue Formen werden selten auftreten und die Immunbarriere nicht wirksam überwinden können.

Allerdings könnte sich die aktuelle Epidemiesituation noch etwa sechs Monate lang dauern. Mit der Zeit werden viele Menschen Krankeit uberstehen, und die Menschheit wird beginnen, wieder ein normales Leben zu leben.

Was ist eine Pandemie, und wie gefährlich ist sie?

Das Wort Pandemie braucht man nicht zu fürchten. Es bedeutet nur, dass in den meisten Ländern der Welt Fälle festgestellt wurden,und nicht, dass die Menschheit vom Aussterben bedroht ist. Das Virus ist aus einem Land ausgebrochen, und weltweit sind Wachstumspunkte (Ausbrüche) entstanden. Es war unvermeidlich.

Aber die Zahl der COVID-19 Kranken auf der Welt sieht beeindruckend aus

Wir sind von der Zahl der Infizierten und Toten beeinflusst, deshalb sagen wir “bereits”. In China gibt es 80.000 Menschen, die bereits krank sind. Eigentlich wäre es richtiger, “nur” zu sagen, denn 80.000 Fälle pro Milliarde in fast drei Monaten der Epidemie sind nicht sehr viele. Die Panik ist stark übertrieben.

Für welche Kategorien von Menschen ist COVID-19 am gefährlichsten?

Aus biologischer Sicht hätte das Coronavirus nicht als etwas unglaublich Gefährliches angesehen werden dürfen. Es tötet Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, wie jede andere Infektionskrankheit auch. Glücklicherweise sind Kinder kaum krank, obwohl sie das Virus asymptomatisch übertragen können.

Gesunde Erwachsene tragen die Infektion wahrscheinlich “auf den Beinen”: jemand bekommt ein wenig Fieber, jemand wird so krank wie bei einer starke Grippe. In den Krankenhäusern wird es nur wenige Menschen geben, die wirlkich Bedrohung für das Leben haben.

Im Allgemeinen ist die Situation nicht schlimmer als bei der Grippe, deren unangenehmste und gefährlichste Komplikation ebenfalls eine Pneumonie ist. Nach den aktuellen Statistiken gehören Menschen über 75 Jahre (in Ländern mit einem niedrigeren Lebensstandard – 70), insbesondere mit allen damit verbundenen Krankheiten, zu einer wirklich hohen Risikogruppe.

Wenn das Virus beim Menschen asymptomatisch auftreten kann, bedeutet das, dass es keine Möglichkeit gibt, seine Ausbreitung zu kontrollieren?

Das Coronavirus SARS-CoV-2 selbst wird nicht verschwinden, es wird nicht durch Quarantänen vernichtet, es gibt kein Medikament dagegen, ebenso wenig wie gegen die meisten Viren, und alle medizinischen Empfehlungen ist eine unterstützende Therapie.

Ein Impfstoff wird höchstwahrscheinlich bis zum Sommer verfügbar sein, aber er wird nicht vor Ende des Jahres freigegeben, da die Zeit der Prüfung eines Impfstoffs nicht verkürzt werden kann. Daher ist die große Mehrheit der Weltbevölkerung dazu verurteilt, an dem Virus zu erkranken.

Und es ist wichtig, denn das beste Mittel gegen Infektionskrankheiten – die kollektive Immunität: Je mehr Menschen erkrankt sind und eine Immunität erworben haben, desto weniger neue Fälle werden auftreten, und die Krankheit wird allmählich in den Hintergrund treten.

Warum brauchen wir dann eine Quarantäne?

Die Quarantänen sind darauf ausgerichtet, dass wir nicht in kurzer Zeit die gleichen Ergebnisse wie in China erreichen. Die Sicherheitsmaßnahmen, die China, Europa und restliche Welt ergriffen hat und jetzt ergreift, sind absolut beispiellos.

Ihr Hauptziel ist es, die gleichzeitige Belastung der Krankenhäuser bei Massenausbrüchen (was jetzt in Italien geschieht und tragisch aussieht) zu verringern und die Ausbreitung der Infektion über die Zeit zu strecken. Viele Menschen werden früher oder später krank, aber die Hauptsache ist, dass nicht alle auf einmal.

Außerdem wollen wir keine alten Menschen verlieren, zu denen auch Eltern und Großeltern gehören. Dazu müssen sie rechtzeitig in einer speziell ausgestatteten Station des Krankenhauses untergebracht werden, die mit einem Beatmungsgerät ausgestattet ist.

Wir wissen, dass die Zahl der Stationen begrenzt ist und dass sie ständig von einer Masse anderer Menschen benötigt werden, die aus anderen Gründen nicht atmen können – nicht wegen eines Coronavirus.

Daher sind Quarantänemaßnahmen begründet. Selbst bei der Arbeit kann man manchmal nicht hingehen, besonders wenn man mit der U-Bahn dorthin fahren muss. Die Welt wird nicht runter gehen, wenn Sie zu Hause bleiben würden.

Also muss man immer noch völlig von der Außenwelt isoliert sein?

Wir sollten die völlige Selbstisolierung nicht mit einer vernünftigen Reduzierung der sozialen Aktivitäten verwechseln. Es gibt keinen guten Grund, in den Läden einen Jahresvorrat an Lebensmitteln zu kaufen: Sie werden natürlich nicht geschlossen sein, und die Nudeln müssen dann lange gegessen werden.

Man muss keine Angst haben, auszugehen, man muss keine Angst haben, zur Arbeit zu gehen, wenn man wirklich dorthin gehen muss.

Man muss Angst um die ältere Menschen haben. Es ist besser für sie, nicht so oft hinauszugehen und mit anderen Menschen zu reden. Es ist unwahrscheinlich, dass sie darüber glücklich sind, aber in naher Zukunft ist es besser für sie, sich weniger oft mit Kindern und Enkeln zu treffen, die eine gefährliche Infektion mitbringen können, ohne es zu wissen.