Es ist 2020, aber es gibt immer noch Menschen, die genau so leben, wie ihre Vorfahren vor einigen Jahrhunderten gelebt haben. Sie haben fast keinen Kontakt zu Zivilisation und wissen sogar nicht über die Existenz von Staaten.
Die Bergsteiger Ismail Atesh und Khaidar Cetinkaya, die auf dem türkischen Berg Khoshan wanderten, stießen versehentlich auf ein altes Haus. Es liegt auf einer Höhe von 2500 Metern über dem Meeresspiegel. Dort trafen sie sieben Personen – Vertreter der Familie Teshar.
Hussein, das Familienoberhaupt, sagte, dass er seit seiner Geburt, also seit 80 Jahren, hier lebt. Er verließ nur kurz das Haus seines Vaters – um eine Frau zu finden. Emina ist für ihn nicht nur eine Frau, sondern auch eine entfernte Verwandte.
Über 50 Jahre des Ehelebens brachten Hussein und Emina Teshar zehn Kinder zur Welt. Die Hälfte von ihnen ging in die „große Welt“ weg. Hussein und Emine wissen nicht, wie ihre ältere Kinder leben. Seit über dreißig Jahren gibt es keine Nachrichten von ihnen.
Jüngere Kinder sind bei ihren Eltern geblieben. Sis Ali ist jetzt 28 Jahre alt, Ayten ist 30, Husni ist 32, Metin ist 35 und Zeynep ist 37.
Kinder von Teshars sind mit der Zivilisation nicht vertraut. Sie haben nie Strom oder Abwasser verbraucht. Sie gingen nicht in die Schule und sind Analphabeten geblieben. Außerdem sprechen jüngere Kinder kein Türkisch, nur einen lokalen Dialekt. Sie reden schlecht, weil es einfach niemanden gibt, mit dem sie reden könnten. Mitglieder der Familie Teshar wussten nichts über die Existenz des Staates, stimmten nie bei den Wahlen ab und sind in keine Volkszählung einbezogen.
Hussein sagt, dass seine Familie fast genauso lebt, wie seine Vorfahren, die vor dreihundert Jahren hier gesiedelt haben. Sie treiben Landwirtschaft und hütten das Vieh. Ab und zu steigt jemand von Teshars zum nächstliegenden Dorf hinab. Dort tauschen sie Fleisch, Milch oder Wolle für das Nötigste aus.
Das Familienoberhaupt erzählte, dass seine Familie sehr hart lebt und deshalb bat er die türkischen Behörden um Hilfe.