Alles geschah aus heiterem Himmel. Am Abend des 9. November 1989 berichtet Günter Schabowski, Mitglied des Politbüros des ZK der SED, auf einer regulären Pressekonferenz über die Arbeit des ZK der SED.

Die Pressekonferenz neigte sich langsam dem Ende zu, als der italienische Journalist Riccardo Hermann nach den neuen Regelungen fragte, die es DDR-Bürgern erlauben, für bis zu 30 Tage in kapitalistische Länder zu reisen.

Szabowski blätterte in seinen Unterlagen und las den Beschluss des Politbüros vor, dass DDR-Bürger von nun an ohne triftige Gründe private Auslandsreisen beantragen durften.

Berlin, 9. November 1989. Quelle: dw.com

Auf die Frage, seit wann dies in Kraft sei, antwortete Schabowski verwirrt: "Soweit ich weiß, seit heute. Auf diese Weise öffnete das Politbüromitglied unwissentlich die Grenzen der DDR.

Die Ostberliner ergriffen sofort die Gelegenheit, den Westen zu besuchen. Tausende strömten noch am selben Abend zu den Kontrollpunkten an der Grenze zu West-Berlin.

Auf eine solch rasante Entwicklung waren die DDR-Grenzsoldaten nicht vorbereitet. Die Behörden waren völlig verwirrt und gaben bald den Befehl, die Schranken zu öffnen. Die Berliner Mauer, deren Bau am 13. August 1961 begonnen hatte, fiel.

Der 9. November 1938 war einer der schwärzesten Tage in der Geschichte Deutschlands. Die Nationalsozialisten führten an diesem Tag Judenpogrome durch, die einige Jahre später zum systematischen Massenmord an Juden führten.

Auslöser der Pogrome war die Ermordung des Sekretärs der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, durch den 17-jährigen jüdischen Flüchtling aus Polen, Herschel Grynszpan, die jedoch nur als Vorwand diente.

Die Verfolgung der Juden begann schon viel früher, unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten.

Zerstörte Synagoge in Chemnitz nach der Kristallnacht. Quelle: dw.com

Bereits in den Jahren 1933-35 wurden diskriminierende Rassengesetze und zahlreiche Einschränkungen eingeführt.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland etwa 200 Synagogen niedergebrannt und zahlreiche jüdische Friedhöfe sowie Tausende von jüdischen Geschäften und Wohnungen zerstört. Dreißigtausend Juden wurden verhaftet, 91 wurden ermordet.

Darüber hinaus wurden die Juden mit einer Geldstrafe von 1,1 Milliarden Reichsmark belegt. Die tragischen Ereignisse dieser Nacht gingen als "Kristallnacht", auch "Nacht der zerbrochenen Schaufenster" genannt, in die Geschichte ein.

Zwei deutsche Republiken an einem Tag
Zwanzig Jahre zuvor, am 9. November 1918, erlebte Deutschland den Zusammenbruch seiner Monarchie. Kaiser Wilhelm II. verzichtete auf den Thron.

Der Reichskanzler Max von Baden trat zurück und beauftragte den Sozialdemokraten Friedrich Ebert mit der Bildung einer neuen Regierung.

Am 9. November wurde Deutschland offiziell als demokratische Republik ausgerufen, die später Weimarer Republik genannt wurde.

Friedrich Ebert begrüßt die von der Front heimkehrenden Soldaten. Berlin, 1918. Quelle: dw.com

Wenige Stunden zuvor hatte der Kommunist Karl Liebknecht - allerdings nicht im Namen des Volkes, sondern im Namen des revolutionären Proletariats - in dem Versuch, den Ereignissen zuvorzukommen, Deutschland als sozialistische Republik ausgerufen.

Das Land hat sich nicht für den Sozialismus entschieden, aber die Gründung einer demokratischen Republik hatte einen großen Einfluss auf die gesamte Entwicklung des Landes.

Später bezeichneten die Nazis die Sozialdemokraten als "Novemberverräter", weil sie angeblich "dem deutschen Heer in den Rücken gefallen" seien, indem sie ein Waffenstillstandsabkommen an den Fronten des Ersten Weltkriegs abgeschlossen hätten.

Übrigens wurde am selben Tag, dem 9. November, fünf Jahre nach der Abdankung Wilhelms II. der von Hitler organisierte so genannte "Bierputsch" in München niedergeschlagen. Wir wissen bereits, wie seine Anhänger diesen Tag im Jahr 1938 "feierten"...

Quelle: dw.com

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