In deutschen Städten gibt es nicht nur mehr Menschen, sondern auch mehr wilde Tiere. Im Rahmen eines Pilotprojekts in Berlin erschienen “Ranger der urbanen Natur”.

Home Office, so modisch heutzutage “an einem entfernten Ort” arbeiten? Die Ornithologin Toni Becker und die Biologin Julia Kionka bevorzugen ihren gewohnten Arbeitsplatz inmitten der wilden Natur einer Großstadt. Heute ist dies beispielsweise der Mikrobezirk Stralau im Osten Berlins – eine langgestreckte Halbinsel in der Auenlandschaft, von der aus man den berühmten Treptower Park sehen kann, und vom anderen der ehemalige Industriehafen des Landkreises Rummelsburg.

In den letzten Jahren sind hier ein Yachthafen und Wohnkomplexe entstanden. Es ist ruhig und viel Grün – nicht nur für junge Familien mit kleinen Kindern, sondern auch für Tiere. Ein zweistündiger Spaziergang durch die Gegend, begleitet von den “Rangern der urbanen Natur” Julia Kionka und Tony Becker, wird zu einem Ausflug zum Thema biologische Vielfalt und Ökologie.

Berlin gilt als eine der grünsten Hauptstädte Europas, fast ein Drittel der Stadt ist mit Grün oder Wasser bedeckt; Die Stadt hat über 20.000 Arten. Experten nennen Großstädte manchmal “Hot Spots” der biologischen Vielfalt.

Ende Mai starteten die Berliner Behörden ein zweijähriges Pilotprojekt, bei dem die “Ranger der städtischen Natur” den Bürgern helfen sollen, nicht nur die Vielfalt der Flora und Fauna besser zu verstehen, sondern auch ihre Verantwortung für deren Erhaltung wahrzunehmen. Das Projekt wird von der 1981 gegründeten Stiftung Naturschutz Berlin durchgeführt.

Zwei Dutzend Ranger mit Fernglas und Kamera umgehen regelmäßig alle 12 Stadtgebiete Berlins. Die Hauptaufgabe ist es, die urbane Natur zu beobachten.

In Berlin gibt es nicht nur mehr Menschen, sondern auch Tiere. Aber diese Tatsache gefällt Fachleuten nicht: Tiere und Vögel streben nicht nach Megastädten aus einem guten Leben. Laut Yulia Kionka sterben aufgrund des massiven Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft Insekten, Nahrungsketten sind gebrochen, und infolgedessen suchen Tiere auf der Suche nach Nahrung, wo es etwas zu essen gibt und wo es nicht so laut ist.

Dies ist ein Aspekt, der allen deutschen Städten gemeinsam ist. Aber es gibt noch eine zweite Besonderheit für Berlin. Laut Tony Becker ist der Aufruhr der Berliner Natur teilweise auf ihre Geschichte zurückzuführen. Entlang der Berliner Mauer, die die Stadt viele Jahre lang in westliche und östliche Teile teilte, gab es viele ruhige unbewohnte Gebiete, die zu Nischen für wilde Tiere wurden. Infolgedessen wird ein Spaziergang durch die Stadt, begleitet von Rangern, zu einer Art “Safari”.

Wie die afrikanischen Big Five – die Hauptvertreter der Savannen – in Berlin könnte man auch eine Hitparade der in der Stadt lebenden Tiere veranstalten.

Laut den Rangern würde es Wildschweine, Füchse, Fledermäuse, Marder und alle Vögel der Stadt zusammen umfassen, deren Auflistung einzeln zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde.  Berliner Eber sind ein eigenständiges großes Thema.  Die Stadtpolizei meldet gelegentlich Vorfälle mit diesen Wildtieren.  Schwärme von Wildschweinen überqueren regelmäßig Straßen – manchmal müssen Polizeipatrouillen die Straßen wegen ihnen blockieren (die entsprechenden Videos erscheinen in sozialen Netzwerken), manchmal werden Wildschweine zur Ursache von Verkehrsunfällen.

Am vergangenen Wochenende traf beispielsweise eine Eberherde, die aus dem Wald rannte, einen Rollerfahrer – so sehr, dass er im Krankenhaus landete.  Aber es gibt Außerirdische – die sogenannten “invasiven” biologischen Arten, die in Berlin nicht aufgrund von Evolutionsprozessen, sondern aufgrund menschlicher Verantwortungslosigkeit aufgetaucht sind.  Als Beispiel zitieren Waldläufer das Aussehen von Süßwasserschildkröten, die von jemandem gekauft wurden, der einmal in einer Tierhandlung war, schnell gelangweilt und in Teiche geworfen wurde, wo sie zu brüten begannen.

Aufgabe Nummer zwei ist die Erleuchtung.  Es lohnt sich, einem ahnungslosen Bürger ein Brötchen wilder Schwäne zu füttern, da Tony Becker ihn mit einem höflichen, aber sehr überzeugenden Monolog über die Gefahren äußerer Eingriffe in die Nahrungskette von Wasservögeln und über die Gesetze, die das Füttern von Tieren verbieten, anspricht.

„Meistens werden wir nach dem Namen des einen oder anderen Vogels gefragt. Das heißt, die Menschen sind nicht sehr an spezifischen Maßnahmen zum Schutz der Natur interessiert“, sagt Tony Becker. „Aber wir sagen, dass Tiere geschützte Lebensräume brauchen. Und was Tiere suchen  diese Orte besonders zu Beginn des Jahres. Manchmal müssen Gesetze zitiert werden, aber dies ist eine extreme Maßnahme.

Nach deutschem Recht kann eine Geldstrafe für die Fütterung von Wildtieren übrigens bis zu 1000 Euro betragen.  Solche Bußgelder werden jedoch nicht von Rangern, sondern von Strafverfolgungsbeamten verhängt.  Laut den Rangern hat die Coronavirus-Pandemie das Interesse der Berliner an der städtischen Natur geweckt – es gab mehr Freizeit und weniger Reisemöglichkeiten, und so gingen alle in die Waldparkgebiete, was nicht nur mehr Menschen, sondern auch mehr Müll verursachte.

Daher ist die Aufgabe Nummer drei “Ranger der urbanen Natur” – Ordnung zu halten.  Ihre Smartphones verfügen über eine mobile Anwendung, mit der Sie dies schnell und effizient erledigen können: Laden Sie einfach ein Foto einer überfüllten Mülltonne mit einem Hinweis auf die Geolokalisierung hoch, da die Informationen im kommunalen Müllsammel- und Recyclingunternehmen gespeichert werden.

Und solche Anwendungen werden übrigens von gewöhnlichen Berlinern auf ihren Smartphones installiert, denen das Erscheinungsbild ihrer Stadt nicht gleichgültig ist.  Signale an die Bestellabteilung kommen von einer Vielzahl von ihnen – über unnötige Möbel, die illegal auf die Straße gebracht wurden, über verstümmelte Graffiti-Wände oder Brücken und manchmal – über Autos, die am falschen Ort geparkt wurden.

Quelle: DW.com

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